Das Bike ist noch da! In der Nacht war’s draußen ziemlich laut, und es hätte ja sein können… verdammte Paranoia.
Heute haben wir einiges vor, und das Gute ist: alles liegt ganz nah. Nach dem Frühstück geht’s los, zurück in Richtung Bushmills. Dort werden wir uns mit Proviant eindecken, und dann zum Giant’s Causeway weiterfahren, der ersten „offiziellen“ Sehenswürdigkeit unserer Tour.
Wir kommen vor dem Besucherzentrum an, einem modernen Bau mit vielen Parkplätzen davor. Und natürlich versuchen wir zuerst einmal, einen gebührenfreien Stellplatz zu finden, aber das ist nahezu aussichtslos. Auch wenn der Zugang zum Causeway grundsätzlich möglich wäre, ohne Eintritt zu bezahlen, wäre das unbequem, und außerdem können wir uns so die Geschichte und die geologischen Hintergründe erklären lassen. Also blechen wir … 9 £/Nase. Das lohnt sich aber: die Ausstellung ist gut gemacht, die Legende der Entstehung wird in kindgerechter (!) Kinofassung an die Wand projiziert, und wir bekommen Führung und Audioguide.
Es ist Dienstag, und es sind viele Leute hier. Viele, viele Leute. Wenig Deutsche. Mary nimmt den Audioguide, und ich schließe mich einer englischen Führung an. Die verlasse ich aber nach 10 Minuten, weil ich einfach zu wenig verstehe. Mein Stolz schiebt das auf den fiesen Dialekt.
Die bunten Punkte, die wir von Weitem erkennen, lassen schon ahnen: wir sind nicht allein. Ab und zu überholt uns auf dem Weg ein Kleinbus, der die Alten, Lahmen und Faulen vom Eingang des Zentrums zum eigentlichen Causeway fährt.
Echte, harte Biker gehen mit Motorradstiefeln die paar hundert Meter. Wir sind schlauer und haben unsere Wanderschuhe mitgebracht. Das Wetter ist gut, es ist nicht allzu kalt, und so balancieren wir über die Basaltsäulen und legen uns dann entspannt ab.
Es geht weiter, und jetzt ist wieder GoT-Zeit: wir fahren zum Hafen der Eiseninseln, wo Theon Greyjoy seine Schwester Asha nach Jahren wiedersah und nicht erkannte. Eine enge, kurvige Straße führt an ein paar wenigen Häusern vorbei in eine kleine Bucht, in der außer Sitzbänken und einem Kiosk nichts Spektakuläres zusehen ist. Es ist herrlich.
Wir holen uns einen Kaffee und setzen uns auf eine der Bänke, und dann schauen wir entspannt aufs Meer hinaus. Auch hier sind wir nicht ganz allein, aber es ist kein Vergleich zum Gewusel auf dem Giant’s Causeway.
Auf einmal hören wir hinter uns den charakteristischen Sound von Motorrädern. Es sind drei französische Biker-Pärchen, und wir erkennen sofort, dass sie auf Leihmaschinen unterwegs sind. Liegt wohl an unserer unglaublich ausgeprägten Kombinationsgabe: kein Gepäck, britische Nummernschilder.
Eine der Frauen spricht ein paar Worte englisch, und als wir aufbrechen wollen, spricht sie uns auf unsere Headsets an. Wir erklären ihr, dass wir die ganze Fahrt über miteinander reden können. Die französische Bemerkung zu ihrem Mann habe ich nicht verstanden, seine Reaktion war international verständlich: no way, wife!
Die nächste Station ist die berühmte Rope bridge, die Hängebrücke, die auf die kleine Insel Carrick-a-Rede führt. Und wieder müssen wir laufen, nachdem wir 5,90 £/Nase abgedrückt haben. Langsam frage ich mich, ob eine Mitgliedschaft beim National Trust nicht billiger käme. Wir wandern die 1,5 km vom Parkplatz bis zur Brücke und müssen kurz Schlange stehen, bis auch wir hinüber dürfen. Ein Guard auf jeder Seite passt auf, dass nicht zu viele Leute auf einmal auf der Brücke sind.
Die Brücke selbst ist sowas von unspektakulär. Sagt ein ausgesetzte Bergtouren gehender Bayer. Trotzdem lohnt sich der Weg, und die kleine Insel, die übrigens nicht mit Seilen abgesichert ist, ist wunderschön.
Wir legen uns kurz ins Gras und genießen den Blick und… die Ruhe. Trotz der vielen Menschen verlieren sich deren Geräusche hier irgendwo. Eine der abfallenden Felswände ist von Seevogelkot übersät, und genauso riecht es auch. Wir machen uns auf den Weg zurück, und auf einer Bank am Parkplatz holen wir unsere Brotzeit raus und kümmern uns nicht um die Blicke der Passanten, als wir dazu auch noch die Wanderschuhe und -socken ausziehen.
Ein Tagesziel habe ich noch. Und es ist wieder GoT-Zeit: the King’s Road aka The Dark Hedges (Season 2, Episode 1). Eine Allee von Buchen, deren Wipfel ineinander wachsen und so eine fantastische Kulisse bilden. Von Carrick-a-Rede ist es nicht weit, und auch hier sind wir nicht die Einzigen. Mary nimmt die Kamera, und ich fahre zweimal langsam in beide Richtungen und hoffe, dass sie ein geniales Foto macht.
Es ist kurz vor Vier. Wir haben viel gesehen und sind trotzdem ganz entspannt. Ungefähr 120 Kilometer müssen wir noch, nach Letterkenny. Und dabei verlassen wir kurz hinter (London)derry Nordirland und fahren in die Republik Irland, Land des Euros. Kurz nach der Grenze tanken wir noch einmal, und ich kann endlich einen Steckdosenadapter kaufen.
Bis Letterkenny geht es nun auf der Schnellstraße. Als wir in die Stadt kommen, müssen wir erstmal nach dem Weg fragen – dieses Mal kennt unser Navi den Straßennamen nicht. Die Touristinfo hat noch offen, und die junge freundliche Dame hinter der Theke gibt uns einen Plan mit. Nach dieser Beschreibung finden wir Susan’s B&B „Mountain View“.
Tagesetappe
165 km von Portrush nach Letterkenny (Churchill)
Route